# Freitag, 05.Oktober 2012
18:00 || Musikalische Grafik || Berghain
Folio – legendäre musikalische Grafik von Earle Brown (1952-54) für variable Besetzung zum Festivalauftakt.
# Earle Brown – Folio (1952-54) für variable Besetzung
Eine legendäre musikalische Grafik von Earle Brown, die den Werkbegriff und die Rolle des Interpreten in den Fünfzigerjahren grundsätzlich infrage stellte, wird zum Festivalauftakt in verschiedenen Konstellationen inter- pretiert.
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Cathy Milliken – Oboe & Einstudierung ++ Shabaka Hutchings & Kai Fagaschinksi – Klarinette ++ Clare Cooper – Harfe ++ Garth Knox & Jessica Rona – Viola ++ Anton Lukoszevieze – Violoncello u.a.
19:00 || Podium || Berghain
Treue und Verrat: Diedrich Diederichsen, Peter Kraut, Jörg Königsdorf & Lothar Zagrosek; Moderation – Lydia Jeschke
Interpreten, Komponisten, Musik- theoretiker und Dramaturg. Zum Auftakt des Festivals diskutieren Vertreter aus verschiedenen Bereichen des Musiklebens darüber, wie unterschiedlich die Bedeutung des Interpreten ausgelegt werden kann und wird. Dabei wird es sowohl um performative Aspekte der Aufführung gehen, als auch um die Begriffe der Treue und des Verrats. Inwiefern ist die Unterordnung unter den Willen des Komponisten die oberste Pflicht des Interpreten, inwiefern ist der Übergriff manchmal erlaubt oder sogar notwendig?
21:00 || Re-Work 1 || Berghain
Kerry Yong (MIDI-Keyboards) spielt Werke von John Cage, Steve Reich und Giacinto Scelsi.
# Kerry Yong – COVER ME CAGE (John Cage – „Our Spring will Come Again“, „Sonata 5, 6, 7“ from „Sonatas and Interludes for Prepared Piano“, „And The Earth Will Bear Again“, „Music for Marcel Duchamp“)
# Kerry Yong / Giacinto Scelsi – AITSI
# Kerry Yong / Steve Reich – CASIO PHASE
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Der englische Pianist Kerry Yong überträgt John Cages Werke für präpariertes Klavier, aber auch Klassiker von Steve Reich und Giacinto Scelsi auf fulminante und kreative Weise auf MIDI – Instrumente.
22:00 || The Vegetable Orchestra || Berghain
Gemüsesinfonie Nr. 1, Massacre de Primtemps und andere Stücke…
# Pocket Stampede
# Radioaktivität – Interpretation des Stückes „Radioaktivität“ von Kraftwerk
# Scoville
# Radian – Interpretation des Stückes „sinus 440“ von Radian
# Brazil – Inspiriert von Terry Gilliams Filmklassiker „Brazil“
# Krautrock
# Grobschnee (UA) 12 Ton Techno für Karottenxylophone
# Massacre du Printemps – Interpretation von Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“
# Greenhouse
# Gemüsesymphonie Nr. 1
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The Vegetable Orchestra gehört zu den ungewöhnlichsten Ensembles der aktuellen Musiklandschaft. faithful! konfrontiert das Ensemble mit der Kammersinfonik der zweiten Wiener Schule. Dabei geht es weniger um Gerechtigkeit, sondern darum, wie sich die Originale auf die vollkommen anders geartete Instrumentierung übertragen lassen. Gehen die Parallelen über bloße Oberflächlichkeiten hinaus und lassen sich nicht vielleicht doch strukturelle Übereinstimmungen herstellen?
23:00 || DJ-Culture || Berghain
DJ Culture: DJ Olive & DJ Hashimoto
Seit den 1995 arbeitet DJ Olive mit so genannten Vinyl-Partituren. Olive produziert und schneidet »Klangpaletten« auf Vinyl, um dann live mit diesen Materialbausteinen am Plattenspieler zu arbeiten. Auch andere Turntablisten können mit diesen Vinyl Partituren auftreten und ganz eigene Zugänge zu Olives Material finden. Aufgrund der „minimalistischen Dichte“ (Olive) der Klangmaterialien lassen sie sich besonders gut zueinander in Zusammenhang setzen und miteinander mischen. Mit einer Werklänge von jeweils zehn Minuten zwingt Olive den DJ dazu, sich auf einen Teil der Materialien zu beschränken und gleichzeitig seine Skills und Techniken in den Dienst der Materialien zu stellen. Dabei geht es DJ Olive wesentlich darum, die Möglichkeiten des Instruments, seine Grammatik und die Strategien der Improvisation zu erweitern.
DJ Hashimoto entfesselt am Plattenspieler das Zügellose. Mit einem Hang zu Nekrophilia und dem Klangvokabular des Horrors verfremdet er das Material Schallplatte mit ungewöhnlichen DJ-Techniken und Effektgeräten. Auffällig ist, dass Hashimoto zwar durchaus die virtuosen Gesten des Turntablismus durchspielt, sie aber als Ausgangspunkt für eine hochgradig dissoziative, störanfällige Musik nutzt. Hashimoto spielt zudem mit nur einem Plattenspieler, was bestimmte Mix- und Remix-Strategien verunmöglicht und aber der Peripherie, dem Mischpult und den Effektgeräten, einen größeren Stellenwert verleiht.
# Samstag, 06.Oktober 2012
14:00 || Karaoke-Matinee || King Karaoke Bar
Original und Fälschung – das Neue-Musik-Karaoke mit „Liedern“ von Arnold Schönberg, Pierre Boulez, John Cage, Gérard Grisey, Cornelius Cardew u.a. Moderiert von Hans Peter Kuhn.
Bill Dietz – Konzept; Hans Peter Kuhn – Moderation
faithful! präsentiert eine ungewöhnliche Karaoke-Veranstaltung, bei der die Besucher aus populären Karaoke-Nummern auswählen können, darunter:
Arnold Schönberg – Heimfahrt (Barcarole) aus Pierrot Lunaire
Pierre Boulez – L’artisanat furieux aus Le marteau sans maître
John Cage – Solo for Voice
Gérard Grisey – La mort de la voix aus Quatre chants pour franchir le seuil
Cornelius Cardew – Smash the Social Contract
u.v.a.m.
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Speziell für dieses Projekt werden die instrumentalen Partien aller „Nummern“ ohne Gesangsstimme in MIDI programmiert und instrumentiert, damit sie durch die vorhandene Karaoke-Geräte abspielt werden können. Auf dem Bildschirm bekommen die Karaoke-Ausführenden die Noten synchron mit dem Text eines entsprechenden „Liedes“. Um die Teilnahme des Publikums zu animieren, wird Bill Dietz die Veranstaltung moderieren und gelegentlich Beispielaufführungen anbieten.
17:00 || Podium || Wabe
„Quartett der Kritiker“ mit Ingeborg Allihn, Ludolf Baucke, Hartmut Lück und Max Nyffeler.
Das „Quartett der Kritiker“ ist Schallplattenkritik live und öffentlich. Juroren des Preises der deutschen Schallplattenkritik und Musikkritiker diskutieren, dem „Literarischen Quartett“ vergleichbar, über drei musikalische Einspielungen der „Serynade“ von Helmut Lachenmann.
19:00 || Solosemble 1 || Wabe
Werke von Heinz Holliger, Iannis Xenakis, Karlheinz Stockhausen, Salvatore Sciarrino, Shabaka Hutchings, Kai Fagaschinski & Helmut Lachenmann.
# Heinz Holliger – „Cardiophonie“ (1971) für Oboe und drei Magnetophone – Cathy Miliken
# Iannis Xenakis – „Kottos“ (2011) für Violoncello – Anton Lukoszevieze
# Iannis Xenakis – „Kottos“ (2011) für Violoncello – Séverine Ballon
# Helmut Lachenmann – „Pression“ (1970) für Violoncello – Séverine Ballon
# Salvatore Sciarrino – „Tre notturni brillanti“ (1974-75) für Viola – Garth Knox
# Shabaka Hutchings – „Improvisation“
# Karlheinz Stockhausen – „SPIRAL“ (1968) für Solisten und Kurzwellenempfänger
(Version für Violoncello) – Anton Lukoszevieze
# Salvatore Sciarrino – „Tre notturni brillanti“ (1974-75) für Viola – Jessica Rona
# Kai Fagaschinski – „The dark side of success“ (2012) für Klarinette UA – Kai Fagaschinski
# Shabaka Hutchings & Kai Fagaschinksi – „Improvisation“
# George Benjamin – „Viola Viola“ (1997) für zwei Bratschen
# György Kurtág – „Signs, Games and Messages“ (Auswahl) – Garth Knox, Jessica Rona
# Karlheinz Stockhausen – „SPIRAL“ (1968) für Solisten und Kurzwellenempfänger (Version für Oboe) – Cathy Milliken
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Jeder Interpret ist Teil einer Tradition, einer Schule, die mit seiner Persönlichkeit, seinem Geschmack und seinem Lehrern zusammenhängt. Wie verschieden die Klangkultur mitunter ist, wird deutlich, wenn man Musiker unterschiedlicher Prägung im direkten Vergleich hört. Garth Knox zum Beispiel besteht darauf, die Viola im sanften Stile des Taichi zu spielen, während andere den kernigen, zupackenden Ton suchen. Dieser Konzertabend stellt Werke traditioneller Provenienz Werken mit experimentellem Anspruch gegenüber, um die unterschiedlichen Ansätze zu exponieren. Am Anfang steht Heinz Holligers Cardiophonie, mit dem der Oboist und Komponist den Leistungsdruck, unter dem der Interpret steht, auskomponiert.
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Cathy Milliken – Oboe ++ Shabaka Hutchings & Kai Fagaschinksi – Klarinette ++ Garth Knox & Jessica Rona – Viola ++ Anton Lukoszevieze & Séverine Ballon – Violoncello
22:00 || No More Vivaldi || Wabe
Mattias Petersson & George Kentros – There Are No More Four Seasons (2004) für Violine and Elektronik
Auf ganz eigene Weise wurde Interpretation in diesem Projekt umgesetzt. Die beiden Musiker bedienen sich jedenfalls aller Freiheit, um den Vier Jahreszeiten, dem Ohrwurm von Vivaldi ein neues Gewand zu geben. Haben sie damit aus dem barocken Stück Musik wieder eine neue und zeitgemäße Musik geschaffen?
# Sonntag, 07.Oktober 2012
16:00 || Gesprächs-Konzert || Wabe
Interpreten im Dienste der Musik: Christoph Grund & Ernst Surberg – Gespräch & Klavier; Stefan Fricke – Moderation. Werke von Rebecca Sounders & Marianthi Papalexandri-Alexandri.
# Rebecca Saunders – „crimson“ (2004-05) für Klavier
# Marianthi Papalexandri-Alexandri – Neues Werk (2012) UA/AW für Klavier
# Rebecca Saunders – „Choler“ (2004) für zwei Klaviere
Interpreten stehen im Dienste der Musik. Sie spielen Werke, die sie mitunter nicht nur nicht mögen, sondern gegen die sie sogar einen gewissen Widerwillen entwickeln. Sie schlüpfen für die Komponisten in eine Rolle und geben dabei etwas von ihrer Persönlichkeit, im doppelten Sinne des Wortes, preis. Die beiden Berliner Pianisten Christoph Grund und Ernst Surberg berichten im Gespräch von Strategien, die helfen, den Widerwillen in eine positive Lust zu verwandeln. Auf dem Programm stehen Werke, die den Interpreten zu schaffen machen und die gleichzeitig eine gewisse Selbstverleugnung der Pianisten fordern. Bei Rebecca Saunders ist es die ausgewiesene Härte, die den Musiker zu Extremen treibt. Die griechische Komponistin Marianthi Papalexandri-Alexandri schafft Unregelmäßigkeiten und Hindernisse, die die Interpreten daran hindern, ihre Kunst wie gewohnt auszuüben, um so aus dem „Trott“ der täglichen Praxis ausbrechen zu müssen.
18:00 || Langer Abend des Streichquartetts 1 || Wabe
Drei Streichquartette, drei Generationen — Anima Quartett, Minguet Quartett & Pellegrini Quartett spielen Werke von John Cage, Peter Ablinger, Giorgio Netti und Wolfgang Rihm
# John Cage – „String Quartet in Four Parts: 1. Quietly Flowing Along“ (1949-50)
Pellegrini Quartett
# Peter Ablinger – „Wachstum und Massenmord“ (2010)
Minguet Quartett
# Giorgio Netti – )place( (2001)
Anima Quartett
# Wolfgang Rihm – Grave „In memoriam Thomas Kakuska“ (2005)
Minguet Quartett
# Peter Ablinger – „Wachstum und Massenmord“ (2010)
Pellegrini Quartett
# John Cage – „String Quartet in Four Parts: 2. Slowly Rockin (1949-50)
Anima Quartett
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Drei Streichquartette, die für ihr hohes technisches Niveau berühmt sind und die dennoch jeweils ganz unterschiedliche Ideen vom Streichquartett verfolgen und unterschiedliche Generationen verkörpern. Dabei wurden die Werke derart ausgewählt, dass die Unterschiede offenkundig werden. In Peter Ablingers Wachstum und Massenmord wird das Werk erst auf Bühne prima vista geprobt. Michael von Biel hingegen konfrontiert die Musiker mit einer musikalischen Grafik, die meist ausgesprochen geräuschhaft umgesetzt wird. John Cage hingegen fordert den Musiker mit seinen einfachen Streichquartettsätzen zu Zurückhaltung und einem Flageolett-gleichen, Vibrato-freien Klang auf. Diese Sätze ziehen sich als roter Faden in verschiedenen Interpretationen der Quartette durch den gesamten Abend. James Tenneys In A Large, Open Space für 12 Streichinstrumente stellt eine weitere Stufe der Interpretation dar, bei der, nach einer Probenphase, eine gemeinsame Handschrift für die Komposition durch die drei Streichquartette gefunden werden soll.
20:00 || Vortrag || Wabe
Frank Hilberg – Wie Interpretation das Werk verändert
Die erste Interpretation eines Werks wird häufig für die maßgebliche gehalten. Es legt ein Werk auf eine bestimmte Klanggestalt fest. Das gilt umso mehr, wenn diese Interpretation auf Tonträger vorliegt. Das wiederholte Hören einer solchen ersten Aufnahme prägt die Vorstellung davon, was das Werk sei. Dabei ist nicht immer zu entscheiden, welche Charakteristika dem Werk und welche der Interpretation zuzuschreiben sind. Frank Hilberg geht in seinem Vortrag der Frage nach, ob und wie sich diese beiden Ebenen entschlüsseln lassen.
21:00 || Langer Abend des Streichquartetts 2 || Wabe
Anima Quartett, Minguet Quartett, Pellegrini Quartett
# John Cage – „String Quartet in Four Parts: 3. Nearly Stationary“ (1949-50)
Minguet Quartett
# Michael von Biel – „Quartett 2“ (1963) Urfassung
Pellegrini Quartett
# Michael von Biel – „Quartett 2“ (1963) UE-Fassung
Anima Quartett
# John Cage – „String Quartet in Four Parts: 4. Quodlibet“ (1949-50)
Pellegrini Quartett
# James Tenney – „In A Large, Open Space“ (1994) für mindestens 12 Streichinstrumente
Anima Quartett, Minguet Quartett, Pellegrini Quartett
# Freitag, 12.Oktober 2012
20:00 || Orale Kulturen || Berghain
sfSound (Californien) – Intuitive Reinterpretationen mit Werken von György Ligeti, Luciano Berio, Mathias Spahlinger u.a.
# Øyvind Torvund – „Falling Constellations“ (2012) UA/AW
# Boris Hegenbart – Neues Werk (2012) UA/AW
# Intuitive Reinterpretationen mit Werken von György Ligeti, Luciano Berio, Mathias Spahlinger und Brian Ferneyhough
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sfSound ist ein Ensemble aus der kalifornischen Bay Area. Berühmt wurden sie mit der intuitiven Erfassung von Werken, die sie dem Gestus nach nachspielen, ohne auf den Notentext zurückzugreifen. Dabei entsteht eine virtuose Praxis, in der das Werk in seinen Umrissen erhalten bleibt, die tatsächliche Ausgestaltung aber große Freiheiten gewährt. Im Rahmen von faithful! werden sfSound außerdem mit zwei Komponisten zusammenarbeiten. Øyvind Torvund hat wiederholt Werke realisiert, in denen die Interpreten die Musik mündlich, ohne Notentext, erlernen, indem ein „Lehrer“ das Original vorspielt und die Musiker sich dieses Original in permanenter Wiederholung aneignen. Boris Hegenbart wurde mit eigenen Fassungen der Klassiker der Avantgarde berühmt, darunter vor allem Werke von John Cage, die er dem Materialstand der Gegenwart angleicht.
22:00 || Re-Work 2 || Berghain
Éliane Radigue, OCCAM VI (2012) – Thomas Lehn, EMS Analogsynthesizer
Der Meister auf analogen Synthesizern Thomas Lehn unternimmt den Versuch, elektronische Musik nachzuspielen, Stücke der enigmatischen Komponistin Éliane Radigue auf dem EMS und dem Mini-Moog. Für OCCAM VI hat Lehn mit Radigue zusammen gearbeitet, um ihre am ARP-Synthesizer entwickelte Klangsprache auf neue Instrumente zu übertragen. Es das erste Mal, dass ein Stück von ihr auf dem Synthesizer live in Echtzeit realisiert wird. Sie selbst hat ihre Stücke stets vom vorproduzierten Band präsentiert.
23:00 || Club der toten Songwriter || Berghain
[-†] Without Additives No Stars Big Band präsentiert: Club der toten Songwriter mit Stücken von Kurt Cobain, Ian Curtis, Sid Vicious, Øystein Aarseth, Janis Joplin, Jim Morrison u.a.
Damian Marhulets – Beats, Finger-drumming, E-Gitarre
Sebastian Wendt – Klarinetten, Toys, Live-Elektronik
Julia Mihály – Stimme, Synthesizer, Live-Elektronik
„In Ihrer neuen Show „C-27“ untersucht [-†] Without Additives No Stars Big Band das einzig echte Musik-Genre der Postmoderne – das Genre des kulturwissenschaftlichen Nekrologes. Berühmte Rock’n’Roll-Kamikaze und nonkonformistische Selbstmörder stehen im Fokus der schwarzen Punk-Messe: Kurt Cobain, Ian Curtis, Sid Visious, Janis Joplin, Nick Drake, Jim Morrison, Amy Winehouse und Pergolesi… Ihre zerfallenden Lebern wecken sogar bei Zombies kein Appetit mehr! Dafür verbergen ihre Gehirne – zerstört vom bunten Drogen-Potpourri – die ekstatische Essenz der Realität. Was können wir von diesen Helden der Vergangenheit lernen? – Um wirklich cool zu sein, müsste man die Löcher im Kopf nicht mit der Stecknadel punktieren, sondern mit dem Gewehr bohren!“
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[-†] Without Additives No Stars Big Band verfremdet und überformt klassische Rocksongs und wählt dabei Stücke solcher Songwriter, die mit dem Druck des Startums nicht klar kamen und sich unter tragischen Umständen das Leben nahmen.
# Samstag, 13.Oktober 2012
15:00 || Orgelkonzert I || Bartholomäuskirche
Bernhard Haas (Orgel) spielt Werke von György Ligeti, Giacinto Scelsi, Anton von Webern und Klaus Lang.
# György Ligeti – Etüde No. 1 „Harmonies“ (1967)
# Giacinto Scelsi – „In nomine Lucis“ (1974)
# Anton von Webern – „Variationen op. 27“ (1936) (Arr. für Orgel von Xavier Darasse)
# Klaus Lang – „17 Symmetrien“ (2012) UA/AW
Als der Organist Gerd Zacher 1969 erstmals seine innovativ registrierte Fassung der bachschen Kunst der Fuge vorstellte, wurde schlagartig klar, dass das Potenzial der Orgel weit über die übliche Klangvorstellung hinausgeht. Zacher registrierte Bach im Stile von Robert Schumann, Olivier Messiaen und Dieter Schnebel. Der österreichische Komponist und Organist Klaus Lang wird nun Frescobaldi kompositorisch analysieren und paraphrasieren. Mit der Orgel der Bartholomäuskirche steht Haas und Lang dabei eine rein mechanische Orgel zur Verfügung, die im Gegensatz zu einem elektronisch gesteuerten Instrument viele Zwischenräume und Grauzonen im Orgelklang ermöglicht.
18:00 || Vortrag || Villa Elisabeth
Siegfried Mauser: Visionen oder einfach nur „al fresco“?
Visionen oder einfach nur „al fresco“? Zur Interpretationskategorie der Spielbarkeit“
Gesprächskonzert mit Beispielen am Klavier
20:00 || Tout seul, mais ensemble || Villa Elisabeth
Alter Ego, Ives Ensemble, Ensemble Mosaik, Solistenensemble Kaleidoskop mit Werken von Conlon Nancarrow, Eduardo Moguillansk, Gabriel Fauré, Johannes Schöllhorn, James Tenney, Malin Bång u.a.
# Conlon Nancarrow – Septet (1940) – Ives Ensemble
# Eduardo Moguillansky – Zaehmungen #2 – bogenwechsel (2012) für Ensemble und Live-Elektronik – Ensemble Mosaik
# Gabriel Fauré – Bacarolle No 7in d-Moll op. 90 (1905) für Klavier – John Snijders
# Johannes Schöllhorn – sérigraphie: barcarolle (2007) für Ensemble – Alter Ego
# James Tenney – Recent Thoughts for Morton Feldman aus Quintexts (1972) für
Streichquintett – Kaleidoskop
# James Tenney – Recent Thoughts for Morton Feldman aus Quintexts (1972) für
Streichquintett – Ives Ensemble
# Malin Bång – epic abrasion (2010) für Ensemble – Ensemble Mosaik
# Malin Bång – epic abrasion (2010) für Ensemble – Ives Ensemble
# Salvatore Sciarrino – Trio n° 2 (1987) für Violine, Viola und Klavier – Ives Ensemble
# Salvatore Sciarrino – Trio n° 2 (1987) für Violine, Viola und Klavier – Alter Ego
# Fredereic Rzewski – Les Moutons de Panurge (1969) for any number of melody
instruments – Alter Ego, Ives Ensemble
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Vier Ensembles laden ein zu einem Interpretationsvergleich mit einigen gemeinsam gespielten Stücken. Am Anfang steht ein Werk aus dem Jahre 1940, deren missratene Uraufführung den amerikanischen Komponisten Conlon Nancarrow dazu brachte, fortan nicht mehr für Musiker, sondern nur noch für das mechanische Klavier zu komponieren. Die schwedische Komponistin Malin Bång, 2011 auch Stipendiatin des DAAD, hat häufig Gewohn- und Eigenheiten der Musiker in ihre Werke inkorporiert und so einen persönlichen Zugang zu ihren Werken ermöglicht.
# Sonntag, 14.Oktober 2012
15:00 || Orgelkonzert 2 || St. Matthias Kirche
Bernhard Haas (Orgel) spielt Werke von Heinz Holliger, Nikos Skalkottas, Giacinto Scelsi und Michael Finnissy.
# Heinz Holliger – „Fuga aus Partita“ (1999)
# Nikos Skalkottas – „Romance-Lied“ (1940)
# Giacinto Scelsi – „In nomine Lucis“ (1974)
# Michael Finnissy – „Organ Symphony No. 2″ (2006)
17:30 || Solosemble 2 || Wabe
Werke von Nikos Skalkottas, Brian Ferneyhough, Georges Aperghis, Mathias Spahlinger, Mauricio Kagel, Martin Schüttler u.a
# Nikos Skalkottas – „Duo“ (1938) für Violine und Viola – Kaleidoskop
# Brian Ferneyhough – „Cassandra’s Dream Song“ (1970) für Flöte – Kristjana Helgadóttir
# Ondřej Adámek – „Wortspiel 1″ (2012) für Countertenor UA/AW – Kai Wessel
# Georges Aperghis – „Récitations Nr. 8, 9, 14″ (1978) für Stimme – Gunnar Brandt-Sigurdsson & Kai Wessel
# Mathias Spahlinger – „adieu m’amour – hommage à guillaume dufay“ (1982/83) für Violine und Violoncello – Kaleidoskop
# Ondřej Adámek – „Wortspiel 1″ (2012) für Countertenor UA/AW – Gunnar Brandt-Sigurdsson
# Mauricio Kagel – „Der Turm zu Babel“ (2002) Melodien für eine Solostimme (Auswahl) – Kai Wessel
# Martin Schüttler – „schöner leben 1″ (music for K. C.) (2008) für Countertenor mit E-Piano, Megaphon, Verstärkungen, Zuspielungen, Maske & Pistole (Text: Kurt Cobain) – Gunnar Brandt-Sigurdsson
# Józef Koffler – „Streichtrio“ op. 10 (1928) – Kaleidoskop
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Jeder Interpret ist Teil einer Tradition, einer Schule, die mit seiner Persönlichkeit, seinem Geschmack und seinem Lehrern zusammenhängt. Wie verschieden die Klangkultur mitunter ist, wird deutlich, wenn man Musiker unterschiedlicher Prägung im direkten Vergleich hört. Darüber hinaus möchte faithful! zwei infolge historischer Umstände vergessene Komponisten würdigen, die beiden Schönberg-Schüler Nikos Skalkottas und Józef Koffler.
20:30 || Treatise || Philharmonie, Kammermusiksaal
Cornelius Cardew: Treatise (1970/72) – Alter Ego, Ives Ensemble, Solistenensemble Kaleidoskop (John Tilbury – Einstudierung)
Cornelius Cardews epochale musikalische Grafik „Treatise“ wird zu einer Plattform, auf der die drei Ensembles zur Kooperation gebracht werden. Cardew lässt den Musikern viele Freiheiten in der Ausarbeitung des Werkes, in der die Idee des gemeinsamen und des voneinander Lernens im Mittelpunkt steht. Ob die drei geladenen Ensembles dabei gemeinsame interpretatorische Lösungen finden oder sich nach dieser Zusammenarbeit besser nicht wieder gemeinsam auf einer Bühne austoben sollten, wissen wir erst danach.